Kann man die Psyche mit Osteopathie positiv beeinflussen?
„Ich habe Rückenschmerzen. Ich muss mal wieder zum Osteopathen.“
Oder: „Ich habe Nackenverspannungen. Ich muss mal wieder zum Osteopathen.“
Diese oder ähnliche Sätze haben wir schon häufig gehört.
Aber: „Ich habe Stress, ich lasse mich vom Osteopathen begleiten.“ Das hören wir doch eher selten.
Inwiefern kann uns Osteopathie in herausfordernden Zeiten helfen?
Als erstes möchte ich ganz klar darauf hinweisen, dass Osteopathie nicht als alleinige Therapie bei psychischen Problemen genutzt werden sollte. Depressionen und andere psychische Erkrankungen gehören in die Hände eines Spezialisten auf diesem Gebiet und bedürfen einer Psychotherapie. Auch die Notwendigkeit von Medikamenten muss überprüft werden. Zur begleitenden Unterstützung ist Osteopathie allerdings durchaus interessant.
Wie kann nun also die Osteopathie Stress reduzieren?
Alleine die Zeit, die der Osteopath sich für den Patienten nimmt, kann zur Steigerung des Wohlbefindens behilflich sein. Echtes zuhören, Empathie und eine sanfte, achtsame Berührung können ein Gefühl des verstanden werdens im Patienten erzeugen. Das sind wichtige Gesichtspunkte bei Menschen mit Stress, Traurigkeit, Erschöpfung, Niedergeschlagenheit, Burnout und auch Depression.
Ein anderer Aspekt sind die automatischen körperlichen Reaktionen, die durch Stress ausgelöst werden. Bei Stress und vielem Grübeln spannen unweigerlich das Bindegewebe, die Faszien und die Muskeln mit an. Der Körper bereitet sich auf eine Notsituation vor und ist bereit zur Flucht. Gelingt ihm die Flucht nicht, geht er über in den Kampf. Diese Spannungen im Körper können Ursachen für Wirbelblockaden sein. Denn die Gelenke sind das letzte Glied in der Kette. Sie geben bei Dauerzug irgendwann nach.
Da die Osteopathie regulierend wirkt, kann man sie sich zu Nutze machen, um dem Körper aus dem Kampf- und Fluchtmodus heraus in den Entspannungsmodus zu verhelfen. Das sollte dieser eigentlich alleine schaffen. Bei zu viel Stress und Trauma funktioniert die Rückkopplung, dass die Gefahrensituation vorbei ist im Körper jedoch nicht mehr. Der Körper ist gefangen in einer Dauerschleife und scannt permanent die Umgebung auf Gefahren hin ab. Die Osteopathie kann ihn mit manuellen Techniken und der Craniosacraltherapie darin unterstützen zu entspannen. Entspannen die Muskeln, gibt das wiederum eine Rückkopplung, dass die Gefahrensituation vorbei ist. Der Körper kann mit Hilfe von Osteopathie in den Ruhe- und Erholungsmodus umschalten und somit regenerieren. Und in diesem Modus können unsere Gedanken schließlich zur Ruhe kommen. Wir sind nicht mehr von unserem Stress und unserer Angst getrieben. Und so kann es uns auch gelingen, unser Problem aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Wir können neue Wege für uns entdecken und eventuell sogar mehrere mögliche Lösungen sehen.
Um die Stabilität im Körper zu erhalten und dem Nervensystem zu einem Umlernen zu verhelfen, ist die Begleitung über einen gewissen Zeitraum hinweg sinnvoll. Es kann eine Weile dauern, bis dem Körper die Selbstregulation seines Nervensystems wieder alleine gelingt und es ist darüberhinaus sinnvoll, Entspannungstechniken und Übungen zur weiteren Unterstützung zu erlernen.
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