Die Atemwege und die Lunge haben die Aufgabe, unsere Atemluft zu reinigen. In der Lunge passiert bei der Einatmung der Gasaustausch ins Blut. Bei der Ausatmung werden Säuren in Form von Kohlendioxid vom Körper nach außen abgegeben.
In der Organsprache steht die Lunge für die Kommunikation mit der Außenwelt und der Innenwelt. Atmen wir ein, nehmen wir das Leben in vollen Zügen in uns auf. Atmen wir aus, lassen wir die Dinge wieder los. Es geht bei der Lunge also um Annehmen und Loslassen. Die Lunge stellt aber auch eine Körperbarriere zwischen Außen- und Innenwelt dar. Bei der Einatmung sind wir ungeschützt, denn wir müssen atmen. Wollen wir Dinge unter Kontrolle behalten und können eben nicht loslassen, hat das einen Einfluss auf unsere Lungenspannung. Es geht also auch um Grenzen.
Jeder Mensch kommt im Laufe seines Lebens in die Situation, Trauer zu verspüren. Die Trennung oder der Kontaktabbruch zu einem geliebten Menschen. Oder der Tod eines Nahestehenden. Davor sind wir alle nicht gefeit.
Genau wie Wut wird auch Trauer zunächst von unserer Psyche verdrängt um uns nicht zu überwältigen. Im Gegensatz zur Wut ist Trauer aber still. Häppchenweise kann sie nach einem gewissen Zeitraum, häufig sehr viel später, wieder freigelassen und verarbeitet werden. Der Körper ist intelligent und weiß, wieviel der Trauer er an die Oberfläche lassen kann.
Manchmal tarnt sich die Wut als Trauer. Denn Trauer ist im Gegensatz zur Wut gesellschaftlich anerkannt. Aber egal ob es sich um wirkliche Trauer oder Wut handelt. Tränen reinigen, bringen Energie ins fließen und erleichtern uns.
Trauer, die sich auf den Körper niederschlägt
Trauer wird eng mit der Lunge assoziiert. Bei Trauer spannt die Lunge an. Ist die Trauer über einen langen Zeitraum zurückgehalten und wird nicht verarbeitet, bleibt die Lungenspannung oft über Jahre bestehen.
Wir funktionieren im Alltag weiter. Die Lungenspannung kostet uns jedoch Energie. Schließlich können Lungenerkrankungen wie zum Beispiel Asthma oder Bronchitis die Folge sein. Darüberhinaus kann sich die Spannung der Lunge über die Lungenspitzen und Faszienverbindungen bis zur Schädelbasis fortsetzen. Durch ca. 20.000 Atemzüge pro Tag zieht die Lunge also 20.000 Mal an der Schädelbasis. Dass das Folgen hat, ist verständlich. Die Muskulatur im Nacken verspannt. Die Nerven werden irritiert und die Blutgefäße verengt. Dadurch wird der Kopf schlechter mit Blut versorgt. Kopfschmerzen können entstehen.
Nun ist es auch verständlich, warum Physiotherapie und Osteopathie möglicherweise nur eine kurzfristige Wirkung erzielen. Denn der Osteopath entspannt zwar das Lungengewebe. Aber die Trauer steckt noch immer im System. Die Lunge wird nach der Behandlung unweigerlich wieder anspannen.
Lässt der Patient es zu, ist es möglich, dass er bei der Berührung und Behandlung seines Lungengewebes Trauer verspürt. Möglicherweise kommen ihm Bilder und Erinnerungen ins Gedächtnis, die mit dieser Trauer zusammenhängen. Erhält der Patient in diesem Moment vom Therapeuten den Raum, die Tränen fließen zu lassen, kann die Trauer zum Teil oder ganz aus dem Gewebe entweichen. Die Lungenflügel spannen nicht mehr an. Der Zug an der Schädelbasis hört auf und die Kopfschmerzen lassen nach.
(Dies ist nur eine mögliche Faszienkette von vielen, die im Körper anspannen kann und stellt kein Heilversprechen dar.)
Comments